Der immer wieder vergessene, immer wieder zu entdeckende walisische Schriftsteller Arthur Machen (sprich: »Mecken«) hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das Texte von großer Originalität und starkem Reiz umfasst. Sie werden meist in die Kategorie »Horror« eingeordnet — nicht zu Unrecht, und doch gehören sie in einen größeren Kontext. An Machens Werk lässt sich die ästhetische Seite der Mystik studieren. Als Leser wird man nur schwer die überwältigenden Visionen vergessen können, die Landschaft und Literatur Machens Protagonisten zuteil werden lassen, an deren Innerstes sie rühren.
Die von Joachim Kalka auf der Grundlage seiner 1992 bis 1995 erschienenen Übersetzung erstellte neue Werkausgabe versammelt die bedeutendsten Erzähltexte Machens. Sie fügt der alten Edition einige neue Texte hinzu.
»Der Berg der Träume« (1904) ist durch und durch gesättigt vom Geheimnis der wilden
Landschaft von Wales, doch deren Gegenpol ist das riesige und entsetzliche London. Es ist dies ein besonders eigenartiger, aufs Ganze gehender Künstlerroman: Der junge Lucian, der seinen Lebenszweck darin sieht, Schriftsteller zu werden, und an der Unmöglichkeit verzweifelt, seinen Visionen eine gültige sprachliche Gestalt zu verleihen, erlebt die Wildnis in zweierlei Gestalt, in den Wäldern und in der Metropole. Der Leser, der seinem Schicksalsweg in die Verzweiflung folgt, wird mit Machens radikaler Ästhetik vertraut gemacht.
Mit diesem Roman wird die von Joachim Kalka erstellte neue Arthur-Machen-Werkausgabe, die die bedeutendsten Erzähltexte Machens versammelt, nun abgeschlossen. Ihm ist das erstmals ins Deutsche übersetzte Prosagedicht »Die Turanier« (1924) beigegeben, das noch einmal das für Machen so wichtige Thema des Erlebens eines völlig Anderen aufgreift.
Alle Bände:
Band 1: Die drei Häscher oder: Die Verwandlungen
Band 2: Der geheime Glanz. Roman
Band 3: Der Schrecken. Eine Phantasie
Band 4: Die leuchtende Pyramide und andere Erzählungen
Band 5: Der Große Pan und andere Erzählungen
Band 6: Der Berg der Träume. Ein Künstlerroman
Arthur Machen (1863—1947) wuchs als Sohn eines Pfarrers in Wales auf, besuchte eine englische Privatschule und brach ein Medizinstudium ab. Er arbeitete in eher prekären Verhältnissen u.a. als Kritiker. Mit der Erzählung »Der Große Pan« (1894), die Steven King als »die beste jemals geschriebene Horrorgeschichte« bezeichnet, wurde er schlagartig bekannt. Machen war Mitglied von Aleister Crowleys Geheimgesellschaft »The Hermetic Order of the Golden Dawn«. H. P. Lovecrafts Werk ist von Machen stark beeinflusst.
»›Der Berg der Träume‹ ist das bei weitem beeindruckendste Werk Machens« (The Times)
Der Wind blies zornig und kam mit einem Geräusch wie ein Schrei durch die Wälder herauf, und eine große Eiche am Wegrand rieb mit einem unangenehm knarrenden, knirschenden Laut die Äste aneinander. Wie das Rot am Himmel Raum gewann, erglühte die Erde mit allem darauf, selbst die grauen Winterwiesen und die kahlen Hänge der Hügel leuchteten karmesinrot, die Teiche und Pfützen waren Zisternen von geschmolzenem Messing, und sogar der Weg funkelte. Er war im magischen Scharlachrot des Nachmittags von Verwunderung überwältigt, fast bestürzt. Das alte Römerlager war vom Feuer gezeichnet; Flammen vom Himmel loderten an seinen Wällen, und darüber hing eine dunkelschwebende Wolke, wie sich sammelnder Rauch, und jeder magere krumme Baum stand schwarz wie die Mitternacht gegen den roten Schwall des Ofens.
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