Camões: Com que voz?
Luís de Camões:
»Com que voz? Mit welcher Stimme?«
Übersetzungen aus vier Jahrhunderten
Hrsg., komm. und mit einem Vorwort vers. von Rafael Arnold
2013, geb., 424 S.
€ 24 [D] / € 24,70 [A] / sFr 34,70
ISBN 978-3-941184-25-1
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Buch

Auch wenn sich der Geburtstag Luís de Camões’, des bedeutendsten portugiesischen Dichters, bald zum 500. Male jähren wird, ist sein umfangreiches Werk hierzulande noch immer recht unbekannt. Während kein Portugal-Reisender an den Dichterstatuen vorbeikommt, gibt es in Deutschland, wo seine Rezeption bereits im achtzehnten Jahrhundert begann und im neunzehnten zu größter Blüte kam, nicht einmal eine nach ihm benannte Straße. Wenige erinnern sich bestenfalls an sein Epos »Die Lusiaden«, das heute zum Kanon der Weltliteratur gezählt wird. Dabei stieß sein Werk in der deutschen Romantik auf ideale Bedingungen: Heinrich Scherer nannte Camões bereits 1710 einen »ausgezeichneten Dichter«, die Gebrüder Schlegel, Emanuel Geibel, August von Platen u. a. rühmten seine Lyrik und übersetzten sie begeistert, was den portugiesischen Kunsthistoriker Joaquim de Vasconcelos – noch vor dem Erscheinen der ersten deutschen Werkausgabe – darauf hoffen ließ, dass die »Apotheose« des Camões von Deutschland ausgehen würde. – Die Entdeckung des Lyrikers von Sonetten, Oden, Eklogen, Elegien und Redondiljen kann nun auch in einer wohlfeilen zweisprachigen Auswahl der besten, schönsten, bekanntesten, interessantesten, wichtigsten Gedichte aus Camões’ Gesamtwerk unternommen werden, die Rafael Arnold getroffen hat, der schon gemeinsam mit Hans-Joachim Schaeffer »Die Lusiaden«, »Sämtliche Gedichte« sowie die »Dramen und Briefe« in Übersetzung herausgebracht hat.
»Mit welcher Stimme?«, der Titel eines Gedichts, dessen fragliche Zuschreibung zu Camões’ Werk sich in Portugal hartnäckig behauptet, seitdem es von der berühmten Fado-Sängerin Amália Rodrigues gesungen wurde, ist dabei auch das Konzept des Bandes: Die hier von Rafel Arnold versammelten Gedichte stammen aus vier Jahrhunderten und geben Einblicke in die sich verändernde deutsche Camões-Rezeption, die auch eine Übersetzung in schwäbische Mundart aufweisen kann. Unter den zeitgenössischen Übersetzern finden sich neben der Stimme Hans-Joachim Schaeffers auch die von Maralde Meyer-Minnemann, Christian Filips, Andrej Jendrusch und die des Herausgebers selbst.

Autor

Der portugiesische Schriftsteller Luís de Camões (1524–1580) ist neben Francisco de Sá de Miranda und António Ferreira der bedeutendste Dichter Portugals im 16. Jahrhundert. Er entstammte einem verarmten Adelsgeschlecht, studierte in Coimbra und kam 1542 an den Hof von Lissabon, von dem er wegen eines Duells wieder verwiesen wurde. Er führte fortan ein unstetes Leben und kam mehrfach ins Gefängnis. Camões bereiste verschiedene portugiesische Kolonien, unter anderem Goa und Macao, wo das Nationalepos »Die Lusiaden« entstand. Camões starb völlig verarmt an der Pest. Seit 1989 wird der nach ihm benannte »Prémio Camões«, der höchste Literaturpreis Portugals, jährlich verliehen. Im Elfenbein Verlag erschienen 1999 »Die Lusiaden«, 2008 »Sämtliche Gedichte« und 2015 »Dramen und Briefe Lusiaden« in der viel gelobten Übersetzung Hans-Joachim Schaeffers, herausgegeben von Rafael Arnold.

Auszug

Aqui de longos damnos breve historia
Verão os que se jactão de amadores;
Reparo póde ser das suas dores
Não apartar as minhas da memória.
Escrevi, não por fama, nem por gloria,
De que outros versos são merecedores,
Mas por mostrar seus triunphos, seus rigores
A quem de mi logrou tanta victoria.
Crecendo foi a dor co’o tempo, tanto
Que em número me fez, alheio de arte,
Dizer do cego Amor, que me venceo.
Se ao canto dei a voz, dei a alma ao pranto;
E dando a penna á mão, esta só parte
De minhas tristes penas escreveo.

Die ihr mit Liebesleid euch singend brüstet,
hört doch ein kurzes Lied von langen Leiden.
Ihr würdet lernen Schmerz von Schmerzen schreiben,
Wenn ihr, was ich zu leiden wußte, wüßtet.
Ich singe nicht, weil mich nach Ruhm gelüstet.
Um feine Kränze mag die Welt euch neiden:
Mich zwingt die Liebe was mir lieb zu meiden,
Um Huld zu klagen, wo im Huld ihr lüstet.
Heut wäre Trost was gestern Qual mich deuchte,
Und unbekümmert – mags die Kunst verdammen –
Wehklag ich, wie der blinde Gott mich beugte.
Mein Herz verzehren unlöschbare Flammen,
indes ich weinend meine Kissen feuchte.
Faßt soviel Leid ein kurzes Lied zusammen!

Übersetzt von Karl Gödeke (1857)

Pressestimmen

»Ein großer Dichter in den hundert Spiegeln immer wieder neuer Übersetzungen … großartige Ausgabe!«
(Arno Widmann, Frankfurter Rundschau)

»Sehnsucht ohne Ende!«
(Richard Schroetter, Tagesspiegel)

© 2013 Elfenbein Verlag

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