Camões: Sämtliche Gedichte
Luís de Camões:
»Sämtliche Gedichte«
Übersetzt von Hans-Joachim Schaeffer
Herausgegeben, bearbeitet und kommentiert von Rafael Arnold
2008, Ln. i. S., XX+1132 S.
€ 75 [D] / € 77,40 [A] / sFr 108,60
ISBN 978-3-932245-87-9
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Band 2 der Werkausgabe
—> Band 1: Die Lusiaden
—> Band 3: Dramen und Briefe

Buch

Luís de Camões’ lyrisches Schaffen hatte eine starke Wirkung nicht nur auf die portugiesische Dichtung des 17. und 18. Jahrhunderts, sondern auch auf spätere Generationen außerhalb Portugals. Friedrich Schlegel – einer der Ersten in Deutschland, der sich sowohl mit den »Lusiaden« wie auch mit der Liebeslyrik ausführlich beschäftigte – lobte die »Einfachheit« und das »schmelzende Gefühl« der portugiesischen Renaissancelyrik. In der Tradition des italienischen Dichters Petrarca verbindet Camões humanistisches Wissen, Kunstfertigkeit und Originalität bei gleichzeitiger Nachahmung antiker Vorbilder. Besonders in seinen Sonetten folgt er dem petrarkistischen Konzept der vielgestaltigen Darstellung einer unnahbaren und vergötterten Dame. Doch findet man bei Camões auch andere Gedichtformen wie Ode, Elegie, Ekloge, Kanzone und Sestine, wobei die Einflüsse der antiken Dichter Ovid und Vergil, aber auch von Tasso, Sannazaro und Garcilaso de la Vega sowie die lebendigen Bezüge zur mittelalterlichen Dichtung deutlich werden. Zu Camões’ Lebzeiten wurden nur drei seiner Gedichte gedruckt, jedoch sorgte die große Wertschätzung für sein Epos »Die Lusiaden« dafür, dass bald nach seinem Tod auch eine erste Sammlung mit Gedichten veröffentlicht wurde, deren Anzahl seither beträchtlich angestiegen ist. Die hier vorgelegte Ausgabe – auf der Grundlage der modernen Camões-Forschung – versammelt das lyrische Gesamtwerk im portugiesischen Original und in einer neuen deutschen Übersetzung.

Autor

Der portugiesische Nationalschriftsteller Luís de Camões (1524-1580) war neben Francisco de Sá de Miranda und António Ferreira der bedeutendste Dichter Portugals im 16. Jahrhundert. Er entstammte einem verarmten Adelsgeschlecht, studierte in Coimbra und kam 1542 an den Hof von Lissabon, von dem er wegen eines Duells wieder verwiesen wurde. Er führte fortan ein unstetes Leben und kam mehrfach ins Gefängnis. Camões bereiste verschiedene portugiesische Kolonien in Asien, unter anderem Goa und Macao, wo das spätere Nationalepos »Die Lusiaden« entstand. Camões starb völlig verarmt an der Pest. Seit 1989 wird der nach ihm benannte »Prémio Camões«, der höchste Literaturpreis Portugals, jährlich verliehen. Im Elfenbein Verlag erschienen 1999 »Die Lusiaden« in der viel gelobten Übersetzung Hans-Joachim Schaeffers.

Auszug

173. Sonett

De quantas graças tinha, a Natureza
Fêz um belo e riquíssimo tesouro,
E com rubis e rosas, neve e ouro,
Formou sublime e angélica beleza.

Pôs na bôca os rubis, e na pureza
Do belo rostro as rosas, por quem mouro;
No cabelo o valor do metal louro;
No peito a neve em que a alma tenho acesa.

Mas nos olhos mostrou quanto podia,
E fêz dêles um sol, onde se apura
A luz mais clara que a do claro dia.

Enfim, Senhora, em vossa compostura
Ela a apurar chegou quanto sabia
De ouro, rosas, rubis, neve e luz pura.


Natur erschuf mit ihrer ganzen Pracht
Uns einen Schatz, so herrlich und so schön;
Aus Rosen und Rubinen, Gold und Schnee
Hat engelszarte Schönheit sie vollbracht.

Rubin funkelt im Mund, in Reinheit lacht
Des Antlitz’ Rose, für die ich vergeh;
Im Haar ist goldnes Gleißen, hell zu sehen,
Schnee deckt die Brust, der mir das Herz entfacht.

Die Augen zeigen, was Natur vermag,
Aus ihnen machte sie ein Sonnenlicht,
Ein Licht noch heller als der helle Tag.

So, Herrin, hat in Körper und Gesicht
Das allerschönste Kunstwerk sie vollbracht
Aus Rosen, Gold, Rubinen, Schnee und Licht.

Pressestimmen

»Endlich ein Dickleiber, der sich lohnt: Die gesamten Gedichte des Luís de Camões in einer perfekten Edition! Es wurde ein lyrischer Schatz gehoben, der auf dem Grunde der vergessenen Weltliteratur ruhte und nun in seinen vielen Facetten zu unserem Entzücken wieder funkelt.«
(Literarische Welt)

»Ein verdienstvolles Unternehmen und ein editorischer Kraftakt!«
(Frankfurter Rundschau)

© 2008 Elfenbein Verlag

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