Meditation heißt Übung. Es gilt, sich in jener Technik zu üben — und dies im griechischen Sinne von téchne, also Kunst —, den Blick zwar in den Brunnenschacht des Todes zu richten, aber auch so lange dabei zu verweilen, bis man aus der Tiefe dieses Schachtes das erquickende Gluckern des lebendigen Wassers vernimmt. Ums Leben, darum geht es! Der Meditierende muss beim immer tieferen Sich-Versenken nach und nach »alle Bürden« ablegen, »Hass, Ungerechtigkeit, Neid, Gleichgültigkeit, Begier und die Jagd nach dem Geld, vor allem aber das Ich, den schwersten und gauklerischsten der Schleier«. Dieses Ablegen aber ist eine Befreiung, denn nur so gewinnt er jene innere Leichtigkeit, die ihm den Höhenflug erlaubt in jene Sphären, in denen das Leben eine neue Qualität gewinnen kann.
Thanassis Lambrou (geb. 1962) studierte Rechtswissenschaften in Thessaloniki sowie Philosophie, Klassische Philologie und Kunstgeschichte in Freiburg i. Br. In griechischer Sprache erschienen bisher fünf Gedichtbände, Essays, eine weitgreifende Studie zu Goethes »Faust« sowie Übersetzungen deutschsprachiger Literatur (u. a. von Angelus Silesius, Goethe, Schiller, Hölderlin), die mehrfach ausgezeichnet wurden.
In der deutschen Übersetzung Herbert Speckners erschienen einige seiner Gedichte in den Literaturzeitschriften »die horen«, »Neue Rundschau« sowie »Sinn und Form«.
Ebenso erschien: »Labyrinth«
WAS ICH BIN
Was wohl bin ich?
Ein Stern, der sein Licht von irgendwo lieh.
Ein einsames Blatt
verweht in einen Fluss
mit wütenden Wogen.
Was bin ich wirklich?
Ein Tropfen im Meer.
Flüchtiger Sonnenfleck.
Zünglein einer Flamme.
Ein Reigentanz über dem Abgrund
»Gute Nachricht aus Griechenland: Die Gedichte von Thanassis Lambrou beschwören den Reichtum der Poesie …«
(Jan Volker Röhnert, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
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