Thanassis Lambrou schlägt in seinem »Labyrinth« einen Bogen durch die Zeiten und die verschiedensten Kulturen: In seinen Gedichten berührt er nicht nur die antike griechische Geisteswelt von Heraklit, Parmenides und Empedokles – über Spinoza und Hölderlin, Yunus Emre, Li Tai Po und Konfuzius zeigt er die Verbindungslinien des Westens mit dem Osten. Lambrous lyrisches Ich wandelt und verwandelt sich dabei von Gedicht zu Ge dicht und spricht durch immer wieder andere Masken mit demselben starken Atem, in der grundlegendsten aller Sprechweisen, die an den blinden Seher des Mythos gemahnen. Lambrous Gedichte sind wie vom Quellwasser gewaschen, durchsichtig-klar – unsichtbar, aber doch wie feiner Kristall, das Wesentliche sichtbar machend. In ihnen spricht die Zeit, der Wind über der Ebene, über wetterglatten Steinen oder winterkalten Quellen.
Thanassis Lambrou (geb. 1962) studierte Rechtswissenschaften in Thessaloniki sowie
Philosophie, Klassische Philologie und Kunstgeschichte in Freiburg i. Br. In griechischer Sprache erschienen bisher fünf Gedichtbände, Essays, eine weitgreifende Studie zu Goethes »Faust«, sowie Übersetzungen deutschsprachiger Literatur (u. a. von Angelus Silesius, Goethe, Schiller, Hölderlin und Rilke), die mehrfach ausgezeichnet wurden. In der deutschen Übersetzung Herbert Speckners erschienen Auszüge seines Gedichtbands »Labyrinth« kürzlich in den »horen«, in »Sinn und Form« sowie in der »Neuen Rundschau«.
Ebenso erschien: »Meditation«
Τροχίζοντας φακοὺς ὄξυνα τὸ βλέμμα
τὸ μέσα τρίτο μάτι
πού ‘ναι πιὸ κοφτερὸ κι ἀπὸ διαμάντι.
Εἶδα τὴ γεωμετρία τοῦ θεοῦ
ἀπέραντη σὰν τὸ ἄπειρο
καὶ φανερὴ σὰν τὶς γραμμὲς τῆς παλάμης.
Περνάω ἀνάμεσ’ ἀπ’ τοὺς ἀνθρώπους
ὅπως μὲς ἀπὸ ἀκονισμένες λάμες μαχαιριῶν.
Μιὰ ἄλλη δύναμη μὲ ὁδηγεῖ.
Ἡ ἀρετὴ εἶναι
Τὸ σταθερὸ θεμέλιο κι ἡ τέλεια μουσική.
Ἀκούμπησα τὴ ζωή μου σὲ μιὰν ἀκμὴ γυαλιοῦ.
Μιὰ μεγάλη θάλασσα μᾶς ἀγκαλιάζει.
Ὁ ἀέρας ποὺ ἀναπνέουμε εἶν’ ἡ ἀνάσα τοῦ θεοῦ.
Spinoza
Indem ich Linsen schliff, schärfte ich den Blick,
Das innre dritte Auge,
Schneidender als Diamantenstein.
Ich sah die Geometrie Gottes,
Das Unendliche überschreitend
Und deutlicher als die Linien der Hand.
Ich wandre quer durch die Menge
Wie zwischen geschliffenen Messern hindurch.
Eine fremde Macht hat mich an der Hand.
Die Tugend ist der verlässliche Sockel
Und der vollendete Gleichklang.
Auf einer gläsernen Spitze ruht mein Leben.
Wir liegen in den Armen eines gewaltigen Meeres.
Die Luft, die wir atmen, ist göttlicher Atem.
»Diese Welt ist eine Wolke aus Gold! Gute Nachricht aus Griechenland: Die Gedichte von Thanassis Lambrou beschwören den Reichtum der Poesie«
(Jan Volker Röhnert, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
© 2014 Elfenbein Verlag
Startseite