»Wolke und Walzer« ist eine der ersten unmittelbaren Auseinandersetzungen mit dem nationalsozialistischen Terror in literarischer Form. In einem breit angelegten Panorama erzählt der Roman vom Einbruch des Totalitarismus. Ferdinand Peroutkas persönliche Erlebnisse im Konzentrationslager Buchenwald nehmen dabei eine zentrale Stellung ein.
Zum 70. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds erscheint der Roman erstmals in deutscher Übersetzung.
Ferdinand Peroutka (1895—1978) arbeitete als Journalist seit den zwanziger Jahren für demokratische Tageszeitungen in Prag. Nach der deutschen Besetzung 1939 wurde er in »Schutzhaft« genommen und nach Buchenwald gebracht. 1945 führte er als überzeugter Demokrat seine journalistische Arbeit fort. Den Zweiten Weltkrieg verarbeitete er in dem Drama »Wolke und Walzer« (»Oblak a valčík«), das 1947 in Prag uraufgeführt wurde. Um einer Verhaftung nach dem kommunistischen Putsch zu entgehen und sich das freie Wort zu bewahren, floh Peroutka aus der Tschechoslowakei. Nach kurzem Aufenthalt in England lebte er in New York, wo er am Aufbau des Senders »Radio Free Europe« mitwirkte und als Leiter der tschechischen Sektion arbeitete. Im Elfenbein Verlag erschien bereits die Romanutopie »Adieu, Jeanne oder Die zweite Chance der Jungfrau« (2010), in der der Erzähler die Jungfrau von Orléans dem Scheiterhaufen entrinnen lässt.
Es war die Nacht zu Mittwoch, dem 15. März 1939. In einem Prager Restaurant saßen ein paar Bekannte zusammen.
Am Nachmittag hatte sich herumgesprochen, dass jemand in einem Kaffeehaus erstochen worden war. Ob Tscheche oder Deutscher, war nicht bekannt.
Frau Pokorná erzählte, dass die junge Französin, die sie von ihrem Friseur kannte, heute früh ein Telegramm aus Paris bekommen habe, in dem ihr geraten worden sei, sofort zu packen und abzureisen. Doktor Pokorný sagte, heute sei ein hoher Beamter aus dem Innenministerium in seine Sprechstunde gekommen, der sehr aufgeregt gewesen sei, aber nicht sagen wollte, weshalb.
Und Novotný berichtete, dass heute, als sie in der Bank versucht hätten, nach Frankfurt zu telefonieren, die Verbindung unterbrochen worden sei.
Über die neusten Neuigkeiten hinsichtlich Adolf Hitlers waren sie bestens informiert: Bei der Automobilausstellung habe er sich freundlich und fröhlich gegeben, am Abend sei er aber mit finsterer Miene zum Bankett erschienen und habe über die Köpfe seiner Gesprächspartner hinweggesehen. Nach kurzer Zeit habe er sich, irgendetwas flüsternd, mit seinen Generälen zurückgezogen.
Und der englische Botschafter in Berlin habe seine Golfschläger nach London geschickt — kein günstiges Zeichen.
»Ein beeindruckender europäischer Jahrhundertroman!«
(Hans-Peter Kunisch, Süddeutsche Zeitung)
»Ein herausragender Roman über die Kriegs- und Nachkriegszeit, die Tragödie der Tschechoslowakei … «
(Christoph Haacker, Neue Zürcher Zeitung)
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