»Salsugem — Salz« versammelt Al Bertos Gedichte der späten siebziger Jahre. Von den Formexperimenten der Beat-Generation herkommend erarbeitet sich der Dichter hier eine neue Sparsamkeit des Ausdrucks. In seiner mittleren Schaffensphase päsentiert sich einer der profiliertesten portugiesischen Lyriker des 20. Jahrhunderts in ungewohnter Klarheit und Privatheit, bevor seine persönliche Chiffrensprache in den letzten Veröffentlichungen immer hermetischer wird. Al Berto erweist sich in diesen erstmals übersetzten Gedichten nicht zuletzt als origineller Liebeslyriker: Spröde und melancholisch bannt er Liebesbegegnungen in Gedächtnisräume. Der Band setzt die Ausgabe von Al Bertos gesammelten Werken fort.
Im Paket »Werke in vier Bänden« günstiger:
Band 1: Garten der Flammen. Gedichte
Band 2: Mondwechsel. Roman
Band 3: Salsugem – Salz. Gedichte
Band 4: Ein Dasein aus Papier
Al Berto (1948–1997) studierte Malerei in Lissabon und Brüssel und veröffentlichte seit Ende der siebziger Jahre Gedichte. Seine gesammelte Lyrik erschien 1991 unter dem Titel »O Medo«. Al Berto, 1988 mit dem Prémio Pen Club ausgezeichnet, gilt als einer der bedeutendsten portugiesischen Lyriker der Gegenwart.
procuro-te no meio dos papéis escritos
atirados para fundo do armário de vidrinhos
comias uvas no meio da página
a seguir era com se fosse noite
havia olhares que se cruzavam corpos
deambulações pela praia
era noite e alguem se aproximava
eu estava sentado passeando os dedos
pelas nódoas frescas do vinho sobre a mesa o caderno
onde de quando em quando rabiscava um rosto
e listas de nomes que não queria esquecer
paguei o vinho o pão e o queijo
levantei-me
tu cortaste-me a fuga vagarosamente preparada
pediste-me um cigarro
na outra página estávamos rindo
estendidos no pobre embarcadouro de madeira
planéavamos atravessar a noite mágica do rio
a página seguinte está em branco
mas lembro-me que te agarrei as mãos e disse:
todos os cigarros do mundo são para ti
ich suche dich inmitten der beschriebenen blätter
ganz hinten im vitrinenschrank
mitten auf der seite hast du trauben gegessen
dann war es so als wäre es nacht
da waren blicke die sich kreuzten körper
ein geschlender über den strand
es war nacht und jemand kam näher
ich saß da und strich mit den fingern
durch die kühlen weinflecken auf dem tisch das heft
wo ich hin und wieder ein gesicht hinkritzelte
und listen mit namen die ich nicht vergessen wollte
ich zahlte den wein das brot und den käse
stand auf
du schnittst mir den sorgsam vorbereiteten fluchtweg ab
batest mich um eine zigarette
auf der nächsten seite lagen wir lachend
auf dem armseligen hölzernen landungssteg
planten die magische nacht des flusses zu bereisen
die folgende seite ist leer
aber ich weiß noch dass ich deine hand nahm und sagte:
alle zigaretten der welt sind für dich
© 2002/2021 Elfenbein Verlag
Startseite