Mit der Übersetzung des letzten Gedichtbands, den Al Berto zu Lebzeiten veröffentlicht hat, ist einer der wichtigsten Vertreter der portugiesischen Gegenwartslyrik zu entdecken. Garten der Flammen ist einerseits repräsentativ für das gesamte Œuvre und stellt andererseits in sprachlicher Gestaltung wie Inhalt das reifste lyrische Werk des Autors dar. Der Dichter behandelt Themen wie Leben angesichts des Todes, Einsamkeit und Beziehung mit einer Klarheit und Nüchternheit, die ergreifend ist. Dabei ist Al Bertos Sprache schlicht, plastisch und zugleich voller Poesie. Die Ausgabe der Gedichte erscheint zweisprachig.
Im Paket »Werke in vier Bänden« günstiger:
Band 1: Garten der Flammen. Gedichte
Band 2: Mondwechsel. Roman
Band 3: Salsugem – Salz. Gedichte
Band 4: Ein Dasein aus Papier
Al Berto (1948–1997) studierte Malerei in Lissabon und Brüssel und veröffentlichte seit Ende der siebziger Jahre Gedichte. Seine gesammelte Lyrik erschien 1991 unter dem Titel »O Medo«. Al Berto, 1988 mit dem Prémio Pen Club ausgezeichnet, gilt als einer der bedeutendsten portugiesischen Lyriker der Gegenwart.
vestígios
noutros tempos
quando acreditávamos na existência da lua
foi-nos possível escrever poemas e
envenenávamo-nos boca a boca com o vidro moído
pelas salivas proibidas – noutros tempos
os dias corriam com a água e limpavam
os líquenes das imundas máscaras
hoje
nenhuma palavra pode ser escrita
nenhuma sílaba permanece na aridez das pedras
ou se expande pelo corpo estendido
no quarto do zinabre e do álcool – pernoita-se
onde se pode – num vocabulário reduzido e
obsessivo – até que o relâmpago fulmine a língua
e nada mais se consiga ouvir
apesar de tudo
continuamos a repetir os gestos e a beber
a serenidade da seiva – vamos pela febre
dos cedros acima – até que tocamos o místico
arbusto estelar
e
o mistério da luz fustiga-nos os olhos
numa euforia torrencial
spuren
früher
als wir noch an die existenz des mondes glaubten
konnten wir gedichte schreiben und
wir vergifteten uns von mund zu mund mit dem gemahlenen glas
am verbotenen speichel – früher
flossen die tage mit dem wasser und wuschen
die flechten von den schmutzigen masken
heute
kann kein wort mehr geschrieben werden
keine silbe hat bestand in der dürre der steine
oder breitet sich aus über den körper ausgestreckt
im zimmer des grünspans und des alkohols – man übernachtet
wo man kann – in einem eingeschränkten und
wahnhaften vokabular – bis der blitz in die sprache schlägt
und nichts mehr zu hören ist
trotz allem
wiederholen wir weiter die gesten und trinken
die ruhe des lebenssafts – mit dem fieber
der zedern steigen wir empor – bis wir den mystischen
sternenbusch berühren
und
das mysterium des lichts uns die augen peitscht
in einer mitreißenden euphorie
»Al Bertos Gedichte sind außerordentlich lyrisch und tragen bekennende Züge, indem er Erlebnisse einer orientierungslosen Jugend in einem Europa der Außenseiter und des Underground verarbeitet. Der Ton schwankt dabei zwischen dem Exzeß erregender, erotischer Erfahrung und einer trostlosen, einsamen Melancholie, gezeichnet vom Dämmerlicht der Jahrhundertwende.«
(metaphorá)
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