Stephan Krass: Tropen im Tau
Stephan Krass:
»Tropen im Tau«
Anagrammgedichte
2002, 2. Aufl. 2003, geb., 140 S.
€ 18 [D] / € 18,60 [A] / sFr 26
ISBN 978-3-932245-70-1
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Buch

Ein Anagramm sucht man nicht, man findet es. Es ist immer schon da. Es bezeichnet ein poetisches Verfahren, bei dem der Buchstabencorpus eines Wortes oder einer Zeile zur Bildung eines neuen Wortes oder einer neuen Zeile verwendet wird, ohne dass ein Buchstabe hinzugefügt oder weggelassen werden darf. Indem es den Text beim Wort nimmt, deckt das Anagramm einen Kosmos verschiedener Lesarten auf.

Autor

Stephan Krass (geb. 1951) ist Literaturredakteur beim Südwestrundfunk und Dozent für Literatur an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Seit 1998 arbeitet er an Anagramm-Installationen und Performances für Museen, Theater, Literaturhäuser und öffentliche Plätze u. a. in München, Berlin, Leipzig und New York. Für Hans Magnus Enzensbergers »Poesieautomaten« im Literaturmuseum der Moderne in Marbach a. N. dichtete er 2002 das 144-zeilige Anagramm-Poem »Die Ankunft des Gedichts verzögert sich auf unbestimmte Zeit«.
Im Elfenbein Verlag erschienen bereits die Bände »Lichtbesen aus Blei« sowie »Das Konzil der Planeten«. 2007 erhielt Krass für »Ponderabilien – ein Hör/Spiel mit Worten und Werten« den Hörspielpreis der Akademie der Künste Berlin.

Auszug

DAS SCHWEIGEN DER WORTE

Wogende Wasserdichter
wiegen Todesrad schwer

Siege der Wortschwaden
wendet der Sarg so weich

Erde war Todes-Schwinge
da schwieg Wortes Reden

Die rege West-Schwadron
ward noch Geisterwesen

Da wendet wirsche Sorge
des Wortdrachens Wiege

Wortgewächse sind der
großen Witwe Rededach


WER TRENNTE SIE, DIE WORTE UND DIE DINGE

Unter Todesreigen weinten die Widder
In End-Tosen würgte weit die Erdrinde

Die Windrose gürtete den Winterneid
Dringend wie Eiter wurden die Sonette

Wo die Tintenruder wie Teerdegen sind
weisen wunde Tiere integer dir den Tod

Wieder und wieder eint Gott sein Reden
Irgendwie donnerte die Stunde weiter

Pressestimmen

»Was tut jener Dichter, der sich keine Kunst, zumal kein Sprachspiel, ohne Regel vorstellen kann? Er muss jene tradierten Regeln anwenden, die traditionell schwer als Regel auszumachen sind - ein subtiles Spiel mit der Sprache und manchmal auch gegen den begriffsstutzigen Leser. POSTMODERNE / SONDERTEMPO / MODERPOSTEN / MOPEDROSTEN / ENORMPODEST / SERMONDEPOT
Was geht da vor? Was liegt da vor? Ein Anagramm, gebildet aus »Postmoderne«, und wenn einer weiß, was das ist - ein Anagramm - dann der leidenschaftliche Anagrammist Stephan Krass. Dank seiner weiß ich, warum die letzte Stunde des Anagramms sobald nicht schlagen wird.«
(Robert Gernhardt, Frankfurter Poetikvorlesung 2001)

© 2002 Elfenbein Verlag

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