Sophia de Mello Breyner Andresen:
»Der Zigeunerchristus«
Gedichte. Portugiesisch – Deutsch
Übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Sarita Brandt
2020, Klappenbroschur, fadengeheftet, farb. Vorsatz, 40 S.
€ 6 [D] / € 6,20 [A] / sFr 6,50
ISBN 978-3-96160-051-9

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Buch

Dem »Zigeunerchristus« liegt die Legende von einem in Sevilla im 17. Jahrhundert lebenden, schönen und geheimnisvollen Gitano, genannt »El Cachorro«, zugrunde. Er ist bekannt für sein virtuoses Gitarrenspiel und seinen feurigen Flamenco-Gesang. Ein berühmter Holzschnitzer erhält zu jener Zeit den Auftrag, eine Skulptur anzufertigen, die das Sterben Christi zum Ausdruck bringen soll. Auf seiner zunächst erfolglosen Suche entdeckt er zufällig den von Messerstichen durchbohrten »El Cachorro«, der mit dem Tod ringt. Nun hat er die ersehnte Vorlage gefunden. Wer den Gitano getötet hat, bleibt allerdings im Verborgenen. Eine andere Version der Legende, wonach der Künstler selbst zum Mörder geworden sei, findet Eingang in den vorliegenden Gedichtzyklus von Sophia de Mello Breyner Andresen.

Des Weiteren erschienen:
Die Muschel von Kos und andere Gedichte
Exemplarische Erzählungen

Autorin und Übersetzerin

Sophia de Mello Breyner Andresen (1919–2004) gilt als die bedeutendste portugiesische Lyrikerin des 20. Jahrhunderts. Bereits im Alter von zwölf Jahren schrieb »a Sophia«, wie sie in Portugal liebevoll genannt wird, erste Gedichte. Einer ihrer Vorfahren stammte aus Dänemark. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb die Familie in Porto die »Quinta do Campo Alegre« — den heutigen Botanischen Garten, wo Sophia in aristokratischer Umgebung aufwuchs. Sie studierte klassische Philologie und engagierte sich in katholisch geprägten Widerstandsgruppen gegen das faschistische Salazar-Regime. Nach der »Nelkenrevolution« (1974) wurde sie als Abgeordnete für die Sozialistische Partei in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt. Sie veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände sowie Erzählungen, Kinderbücher, Essays und Theaterstücke. 1999 erhielt sie als erste Frau mit dem »Prémio Camões« den wichtigsten Literaturpreis in der portugiesischsprachigen Welt.

Sarita Brandt (geb. 1945 in Brasilien) studierte in Porto Alegre, São Paulo und Berlin Philosophie, Pädagogik und Lateinamerikanistik. Sie lebt als Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin in Berlin und Cascais, Portugal. Zu ihren Übersetzungen zählen sowohl Werke portugiesisch- als auch deutschsprachiger Autoren wie Clarice Lispector, José Saramago, Maria Isabel Barreno, Manuel Alegre, Bernardo Kucinski, Hannah Höch und Ilse Weber.

Auszug

Die Einsamkeit

Die Nacht zeigt ihre mondhellen Ecken
Und entlang jeder Mauer suche ich nach dir

Die Nacht errichtet ihre blauen Kreuzungen
Und an jeder Kreuzung suche ich nach dir

Die Nacht öffnet ihre einsamen Plätze
Und in jeder Einsamkeit suche ich nach dir

Am Flussufer entzündet die Nacht ihre Lichter
Violett hellgrün und blau.

Ich suche nach dir.

© 2020 Elfenbein Verlag

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