Rader (Hrsg.): Wie Blitz und Donnerschlag
Olaf Rader (Hrsg):
»Wie Blitz und Donnerschlag«
Die Kaiserkrönung Karls IV. nach den Berichten des Johannes Porta de Annoniaco
Aus dem Mittellateinischen übersetzt von Marianna Spano und Ulrike Hohensee
2016, Klappenbroschur, ca. 120 Seiten
€ 19,— [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50
ISBN 978-3-941184-65-7
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Buch

700. Geburtstag Karls IV. (1316–1378)

Pünktlich zur großen Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg


In Tschechien führt Karl IV., der eine Vielzahl von Kronen auf seinem Haupt vereinte, auch heute die Liste der hundert bedeutendsten Persönlichkeiten an — und Prag ist ohne ihn gar nicht vorstellbar: Karlsbrücke, Brückentor, Veitsdom, Wenzelskrone, Universität, Neustadt … alles geht auf ihn zurück oder hatte mit ihm zu tun. Über seine prunkvolle Krönung zum Kaiser am Ostersonntag 1355 in Rom gibt — ein Glücksfall für die Geschichtsschreibung, die sonst auf eher nüchterne Chroniken und Urkunden angewiesen ist — das »Buch von der Krönung Kaiser Karls IV.« eines unmittelbaren Augenzeugen detailliert und äußerst bildhaft Auskunft. Sein Autor, Johannes Porta de Annoniaco, gehörte als persönlicher Sekretär des Kardinals Pierre Bertrand, Bischofs von Ostia und Velletri, zur ganz unmittelbaren Umgebung jenes Kirchenfürsten, der von Papst Innozenz VI. Aubert (1352—1362) mit Karls Krönung beauftragt worden war.
Der Band führt in Ursprung und Bedeutung mittelalterlicher Kronen und Krönungen ein, be- richtet von den Entstehungszusammenhängen der Krönung Karls und erläutert, warum ein römischer Kardinal wie ein Papst auftrat. Er bietet zudem erstmals in deutscher Übersetzung einen Auszug aus Johannes Portas Schlüsseltext.

Herausgeber

Der Herausgeber Olaf B. Rader (geb. 1961) ist Mitarbeiter bei den Monumenta Germaniae Historica an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er habilitierte sich mit einer Arbeit über Totenrituale (»Grab und Herrschaft. Politischer Totenkult von Alexander dem Großen bis Lenin«) und lehrte als Professor in Magdeburg und Berlin Kulturgeschichte mit dem Schwerpunkt Mittelalter. Zahlreiche Monografien und Aufsätze weisen ihn als hervorragenden Kenner der mittelalterlichen Geschichte aus: Er verfasste u. a. das biografische Standardwerk »Der Sizilianer auf dem Kaiserthron« über den Staufer Friedrich II. sowie zuletzt »Hokuspokus. Bluthostien zwischen Wunderglaube und Budenzauber«.

Auszug

»Ich, Karl, König der Römer, nach Gottes Willen zukünftiger Kaiser, verspreche, gelobe, sage zu und beeide vor Gott und dem Heiligen Petrus, dass ich Beschützer und Verteidiger des Papstes und der heiligen römischen Kirche bei allen ihren Bedürfnissen und Interessen sein werde. Dafür werde ich ihre Besitzungen, Ehrentitel und Rechte schützen und bewahren, soweit ich durch göttlichen Beistand bestärkt werde, nach meinem Wissen und Vermögen, in rechtem und reinem Glauben. So helfe mir Gott und diese heiligen Evangelien.«
Danach stieg der Kardinal mit seinen Begleitern von dort herab und vollzog in Wort und Tat die einzelnen Handlungen und Zeremonien an den dafür vorgesehenen Orten gemäß dem Ritus der heiligen römischen Kirche sowie den Vorschriften des Pontifikalbuches und der entsprechenden Bullen. Dann fassten sich der Kardinal und der König, der von den Kanonikern der eben genannten Basilika Santa Maria in Turribus zum Kanoniker und Bruder angenommen worden war, bei den Händen, verbanden ebenso den Geist und betraten in geordneter Prozession die Basilika. Dort empfing sie solch ein gewaltiges Jubelgeschrei der Bürger, eine so große Freude, und darüber hinaus erschallte der Klang der Musik aller Art so laut, dass man das Einschlagen eines die Kirche zerreißenden Blitzes nicht hätte hören können, geschweige denn ein gesprochenes Wort …

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