Marceline Desbordes-Valmore (geb. 1786 in Douai; gest. 1859 in Paris), hoch verehrt von den Vätern der literarischen Moderne, galt etwa Paul Verlaine als das einzige weibliche Genie überhaupt. Im deutschen Sprachraum blieb sie dagegen nahezu unbekannt. Als Dichterin der Liebe von einer bezwingenden Unmittelbarkeit des Gefühlsausdrucks entwickelte sie ein feines Gespür für emotionale Ambivalenzen und gebrochene Gemütszustände und schuf sich dafür eine klangreich geschmeidige Verssprache mit oft irregulären Strophenformen, die auf Verlaine vorausweisen. Ihre Leidenschaft für den Menschen trieb sie auch zu politischen Gedichten von visionärer Kraft. Die Auswahl-Übersetzung von Hans Krieger versucht erstmals, die originale Klanggestalt der Gedichte zu lebendiger Wirkung zu bringen.
Hans Krieger (geb. 1933 in Frankfurt a. M.), seit 1960 in München ansässig, hat sich zunächst als Kulturjournalist einen Namen gemacht. Für seine publizistische Arbeit wurde er 1997 mit dem Friedrich-Märker-Preis für Essayistik ausgezeichnet. Er hat bisher acht Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt »Birkenlicht« (2015). Auch als Lyrik-Übersetzer ist er hervorgetreten (Paul Verlaine: »Poèmes — Gedichte« und zuletzt Gabriele d’Annunzio: »Alcyone«, mit Ernst-Jürgen Dreyer und Geraldine Gabor, Elfenbein 2013).
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