als Paket: zwölf Romane und das Handbuch von Hilary Spurling
Gebunden, farbiges Vorsatz, Lesebändchen, zus. 3700 Seiten
€ 260 [D] / € 267 [A] / sFr 305
ISBN 978-3-941184-48-0
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Der zwölfbändige Zyklus »Ein Tanz zur Musik der Zeit« — aufgrund seiner inhaltlichen wie formalen Gestaltung immer wieder mit Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« verglichen — gilt als das Hauptwerk des britischen Schriftstellers Anthony Powell und gehört zu den bedeutendsten Romanwerken des 20. Jahrhunderts. Inspiriert von dem gleichnamigen Bild des französischen Barockmalers Nicolas Poussin, zeichnet der Zyklus ein facettenreiches Bild der englischen Upperclass vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die späten sechziger Jahre. Aus der Perspektive des mit typisch britischem Humor und Understatement ausgestatteten Ich-Erzählers Jenkins — der durch so manche biografische Parallele wie Powells Alter Ego anmutet — bietet der »Tanz« eine Fülle von Figuren, Ereignissen, Beobachtungen und Erinnerungen, die einen einzigartigen und aufschlussreichen Einblick geben in die Gedankenwelt der in England nach wie vor tonangebenden Gesellschaftsschicht mit ihren durchaus merkwürdigen Lebensgewohnheiten. So eröffnet Powell seinen »Tanz« in dem Band »Eine Frage der Erziehung« mit Szenen der Jugend: Jenkins in der Abschlussklasse des College, während eines Sprachaufenthalts in Frankreich sowie beim Five O’Clock Tea seines Universitätsprofessors. Jahre später sehen wir ihn im zweiten Teil, »Tendenz: steigend«, auf Bällen und Partys der Oberklasse, aber auch der Boheme, wo er neue und immer wieder alte Bekannte trifft — sowie erste Liebschaften erlebt. Geheimnisvolle spiritistische Sitzungen und Dinnerpartys kennzeichnen den dritten Teil, »Die Welt des Wechsels«, bis im vierten, »Bei Lady Molly«, der Erzähler während eines Wochenendaufenthalts ein Schloss besucht, wo er seine zukünftige Frau kennenlernt.
Der historische Hintergrund, die Jahre zwischen 1921 und 1934, scheint dabei immer wieder überraschend schlaglichtartig auf.
In deutscher Sprache ist Powells »Tanz« recht unbekannt geblieben, mangelte es doch bisher an einer Übersetzung des gesamten Zyklus. Drei Anläufe hat es in der Vergangenheit gegeben, alle scheiterten. Die hier angekündigte Ausgabe startet mit den Bänden 1 bis 4. Sie basiert auf den in den 80er Jahren von Heinz Feldmann (geb. 1935) angefertigten und noch einmal vollständig durchgesehenen ersten drei Teilen. Die Bände 9 bis 12 werden in halbjährlichem Rhythmus zwischen Herbst 2017 und Herbst 2018 erscheinen — aus der Feder desselben Übersetzers, über den Anthony Powell in seinem Tagebuch vermerkte: “I am lucky to have him as a translator.“
Anthony Powell (1905—2000) besuchte das Eton College, studierte in Oxford und heiratete eine Adlige. Er arbeitete als Lektor in einem Londoner Verlag, schrieb Drehbücher und Beiträge für britische Tageszeitungen, war Herausgeber des Magazins »Punch« und Autor zahlreicher Romane. Jene gesellschaftliche Oberschicht Großbritanniens, der er selbst angehörte, porträtierte er in seinem zwölfbändigen Romanzyklus »A Dance to the Music of Time«. Während seine Altersgenossen und Freunde Evelyn Waugh, Graham Greene und George Orwell sich auch im deutschsprachigen Raum bis heute großer Popularität erfreuen, ist Anthony Powell hierzulande noch nahezu unbekannt.
In zwölf Einzelbänden plus Handbuch erschienen. Jeder Band ist separat erhältlich.
Die endlos langen, trostlosen Sonntagnachmittage in der Universitätsstadt wurden etwas erträglicher, wenn man Sillerys Teegesellschaften besuchte, wo jeder nach halb vier hereinschauen konnte. Das Wirken eines mathematischen Gesetzes der Serie regulierte die Zahl der Anwesenden bei diesen Zusammenkünften immer auf zwischen vier und acht Personen — die meisten von ihnen Studenten, aber gelegentlich befand sich auch ein Dozent unter ihnen. Ich wurde etwa Mitte meines ersten Trimesters durch Short, einen sanften Studenten in seinem zweiten Jahr, der zu Sillerys College gehörte und sich für Politik interessierte, in sie eingeführt. Short erklärte mir, dass Sillerys Gesellschaften seit Jahren eine fest etablierte Rolle in dem Leben der Universität spielten und dass die Trockenheit des Gebäcks, das ein äußerst wichtiges Element dieser Nachmittagspartys bildete, zu einem so abgedroschenen Thema akademischen Humors geworden sei, dass selbst Sillery manchmal auf die anhaltend ungenießbare Qualität dieser aus einer vergessenen Kuchenwelt herübergeretteten Fossilien anspielte. Bei diesen Gelegenheiten pflegte Sillery seine Gäste an die spaßigen oder absonderlichen Bemerkungen zu erinnern, die von früheren Generationen junger Männer, die in längst vergangenen Tagen den Tee bei ihm eingenommen hatten, über das Gebäck fallengelassen worden waren; und er zitierte dabei besonders gern die glänzende Schar seiner Bekannten unter den ehemaligen Studenten, die im späteren Leben zu gewissen Würden aufgestiegen waren — eine Klasse, der er unverhohlene Hochachtung entgegenbrachte. (Auszug aus Band 1)
»Very British — und besser als Balzac … die schönste lange Romanreise der Weltliteratur … elegante Übersetzungen Heinz Feldmanns …«
(Andreas Isenschmid, DIE ZEIT)
»Feldmann hat … ein sicheres Gefühl für den Rhythmus der oft langen Perioden und trifft den Ton beim fast noch schwierigeren Geplauder. Kurz, er ist der richtige Mann für den riskanten Job …«
(Michael Maar, Süddeutsche Zeitung)
»Die Musik dieses Erzählers ist mitreißend … ein Gipfeltext des 20. Jahrhunderts …«
(Tobias Döring, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
»Unterhaltung vom Feinsten auf hohem Niveau … wunderbare Übersetzung«
(Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz)
»Eine ins Unendliche gedehnte Dinnerparty … ein Großversuch, das Leben zu begreifen …«
(Martin Ebel, Tages-Anzeiger)
»Wer die heutige Melodie Englands verstehen will, sollte bei Powell nachhören.«
(Mara Delius, Die literarische Welt)
»Die Entdeckung Anthony Powells gleicht, unübertrieben, einer Schatzhebung.«
(Tobias Schwartz, die tageszeitung)
»Einer der anmutigsten und gescheitesten Romanzyklen dieses Jahrhunderts.«
(Christian Ferber, Die Welt, 1986)
»Das Werk ist wie trockener Sekt, kühl, humorvoll, durchdacht und genau gebaut. Es ist realistischer als das Werk von Proust, mit dem es so oft verglichen wird — und viel vergnüglicher.«
(Evelyn Waugh)
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