Esteves Cardoso: Der Mädchenfriedhof
Miguel Esteves Cardoso:
»Der Mädchenfriedhof«
Roman
Aus dem Portugiesischen von Kirsten Brandt
2001, geb., 272 S.
€ 18 [D] / € 18,60 [A] / sFr 26
ISBN 978-3-932245-45-9
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Buch

»Der Mädchenfriedhof« erzählt von den Abenteuern und Missgeschicken eines großmütigen und traurigen Mannes. Seiner zahlreichen Liebschaften überdrüssig, entschließt er sich eines Tages, eine Frau zu heiraten, von der er weiß, dass sie ihn unglücklich machen wird. Unter dem Vorwand, ihm bei seiner Arbeit – einem Buch über Serienkiller – zu helfen, engagiert diese einen Mörder, der die ehemaligen Geliebten ihres Mannes umbringt. Daraufhin quält sie ihren Mann mit der ewig gleichen, stets wiederholten Erzählung dieser Morde. Im Mittelpunkt des Romans steht die verzweifelte Suche des Ich-Erzählers nach der Liebe, seine Einsamkeit und die Unfähigkeit aller zur Kommunikation. Von der Hölle, die nicht etwa die anderen sind, sondern wir selbst, berichtet der portugiesische Kultautor Miguel Esteves Cardoso in dieser schreiend komischen und zugleich tieftraurigen Groteske.

Autor

Miguel Esteves Cardoso, geboren 1955, ist Dozent für Sozialwissenschaften in Lissabon. Er gehört zu den bedeutendsten und auch erfolgreichsten portugiesischen Schriftstellern der Gegenwart. Ende der 80er Jahre wurde er als Gründer und Herausgeber der Wochenzeitung »O Independente«, der Zeitschrift »K.« und als Enfant terrible der Lissabonner Kulturszene bekannt machte sich aber bald auch einen Namen als Schriftsteller von Glossen, Theaterstücken und Romanen. In Portugal und Brasilien gehört er zu den meist gelesenen Autoren. »Der Mädchenfriedhof« (»O Cemitério de Raparigas«, 1996) ist Cardosos zuletzt erschienener Roman. Weitere Werke: »Em Carne Cor de Rosa Escarnada« (1982), »Os homens« (1993), »O Amor é Fodido« (1994), »A Vida Inteira« (1995).

Auszug

Sie sagte immer, ich solle ruhig sein. Ich hingegen ließ sie reden. Und sie redete nicht viel. Sie war gar nicht imstande, so etwas zu tun. Aber ich hörte ihr gern zu. Sie wiederholte sich oft. »Dir macht das nichts aus, nicht wahr?«, sagte sie. »Was denn?« »Der Umstand, dass ich dich nicht liebe.« »Das hast du gesagt«, sagte ich. »Das denkst du doch.« »Wenn du mich nicht lieben würdest, hätte ich es gemerkt.« »Wenn ich dich lieben würde, wüsste ich es«, sagte sie. »Vielleicht weißt du es nicht.« »Nein. Das weißt du.« »Ich will es gar nicht wissen«, sagte ich. »Du willst es nicht einmal wissen, nicht?«, sagte sie. »Selbst wenn ich es wissen wollte, würdest du es mir nicht sagen.« »Stimmt.« »Deswegen finde ich merkwürdig, dass du mir ständig sagst, du würdest mich nicht lieben«, sagte ich. »Sei still und nimm deinen Arm da weg, du tust mir weh.«

© 2001 Elfenbein Verlag

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