Ein junger Mallorquiner entdeckt in einem Antiquariat in Paris eine lang gesuchte alte Chronik, die ihm Einblick in völlig neue Aspekte seiner Herkunft gibt. Er begibt sich nun auf eine Reise in die Geschichte seiner Vorfahren. Auf der Suche nach seiner eigenen Identität, will er wissen, welchen Einfluss die Vergangenheit auf ihn ausgeübt hat, wie viel von ihr in ihm weiterlebt. Die Zeitreise auf den Spuren der Familie beginnt im Jahre 1678, als Jaume Vadell das Landgut Son Capovara für seine Sippe erobert, und reicht bis in die ersten Jahre des spanischen Bürgerkrieges. Wie auf einem mittelalterlichen Gemälde wechseln sich Personen und Ereignisse ab, ohne chronologische Reihenfolge, voller Grausamkeit und Unerbittlichkeit: Wir werden Zeugen von Überfällen maurischer Piraten, Autodafés, Todesfällen, tragischen Liebesgeschichten, Inzest, Rache, Mord, Ehebruch …
Baltasar Porcel, geboren 1937 in Andratx (Mallorca), hat sich durch zahlreiche Romane, journalistische Arbeiten, Essays, Theaterstücke und Reiseberichte einen Namen gemacht. Er ist einer der bekanntesten mallorquinischen Autoren. »Galopp in die Finsternis« (»Cavalls cap a la fosca«, 1975) wurde mit verschiedenen Literaturpreisen, u. a. dem Premi Prudenci Bertrana, ausgezeichnet und 1995 in der Sammlung »Die besten Werke katalanischer Literatur« neu aufgelegt. Es erschienen u. a. Übersetzungen ins Französische, Englische, Italienische und Portugiesische. Weitere Werke: »Solnegre« (1961), »Els argonautes« (1968), »Les primaveres i les tardors« (1987), »Ulisses a alta mar« (1997), »L'Emperador o L'ull del vent« (2001)
Als Kind, als junger Mann, hatte ich gedacht, oder ich hatte es nicht einmal gedacht, sagte er, dass ich immer in fester Verbindung zu Son Vadell gelebt habe: Ich war der Besitz, das Haus, wir waren eins. Und als mich Jacint vertrieb, warf er mich aus meinem Haus, von meinem Land und von mir selbst. Es schien, als sei ich verrückt geworden. Und wenn ich gearbeitet und Geld gemacht habe – setzte er, die Wörter kauend, fort – dann nur, um mich zu rächen. Jahrelang dachte ich daran und entwarf meinen Plan Punkt für Punkt. Alles war für mich provisorisch. Ich hoffte darauf, hierher zurückzukehren, um Jacint zu Grunde zu richten, ihn und sein Erbe. Es ist mir egal, wenn er wie bei den Hyänen nach dem Dreck stank, von dem ich mich ernährte: Ich war dieser Hass, dieser verwirrte Wunsch, ihm wehzutun, es zu wissen und ihn zu sehen, wie er unter meinen Händen wie Brennholzfeuer immer kleiner wurde … Mein Leben und alles, was ich hier gemacht habe, die Landgüter, die ich errichtet habe, sie waren in Abhängigkeit von Jacint. Nie, nie kam mir in den Sinn, dass er sterben könnte. Oder dass ich ihn töten könnte. Niemals. Vielleicht weil ich auch nicht an meinen eigenen Tod dachte … Und jetzt ist er weg. Wieder hat er mir alles genommen, wieder hat er mich aus der Welt verstoßen, die ich mir errichtet hatte … Ich werde irgendwohin gehen, arbeiten, etwas tun, was mir erneut Antrieb gibt. Wenn ich hier bleibe, werde ich sterben … Er stand auf und ging.
»Ein mediterraner Roman, lichtüberströmt und voller Dunkelheit.«
(El País)
»Stil, Sprache und Struktur machen den Roman zu einem der bedeutendsten und glänzendsten innerhalb der katalanischen Erzählkunst der Gegenwart, und zweifellos zu einem der besten des Autors.«
(El Correo Catalan)
»Das literarische Werk Porcels ist zweifelsohne eine der größten Hervorbringungen der letzten fünfundzwanzig Jahre. Tief verankert in der katalanischen Tradition des Autors öffnet es sich gleichzeitig fremden Einflüssen, von Homer bis Proust, von Faulkner bis Pavese, und vereinigt sämtliche Kriterien, die die Fachleute mit dem magischen Wort ‚modernista' verbinden: Ein Text, der subjektiv und selbst-reflexiv ist, aber auch ironisch und vor allem mythisch und poetisch.«
(Joaquim Molas)
© 2001 Elfenbein Verlag
Startseite