Ronsard: Amoren für Marie
Pierre de Ronsard:
»Amoren für Marie«
Le Second Livre des Amours
Das zweite Buch der Amoren mit den Sonetten und Madrigalen für Astrée
Französisch - Deutsch
Übersetzt von Georg Holzer
Herausgegeben und kommentiert von Carolin Fischer
2010, Ln., 280 S.
€ 24 [D] / € 24,70 [A] / sFr 34,70
ISBN 978-3-941184-05-3
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Buch

Nach den »Amoren für Cassandre« (1552), in denen der französische Renaissancepoet Pierre de Ronsard die florentinische Bankierstochter Cassandre Salvati besingt, die unmittelbar nach ihrer Begegnung mit ihm einen Großgrundbesitzer heiratete, handeln die Lieder und Sonette des zweiten Buchs, der »Amoren für Marie« (1556), von der unglücklichen Liebe des Dichters zu Marie, einem hübschen fünfzehnjährigen Bauernmädchen aus Bourgueil an der Loire. Aus einer späteren Schaffensphase stammt der zweite Teil, »Zu Maries Tod« (1578), in dem sich Ronsard mit dem Tod einer Berühmtheit gleichen Namens auseinandersetzt: Marie de Clèves. Die Geliebte Heinrichs III. starb 1574 und wurde in Gedichten betrauert, die der König größtenteils bei Ronsard in Auftrag gegeben hatte – was den deutlich distanzierteren und kühleren Ton erklärt. Abgerundet wird dieser Band Liebeslyrik durch die »Sonette und Madrigale für Astrée« (1578), von denen behauptet wird, Ronsard habe sie für seinen Freund Béranger du Gast geschrieben, um diesem zu helfen, die bereits vermählte Françoise Babou de la Bourdaisière zu verführen.
Ebenso erschienen: »Amoren für Cassandre« (2006).

Autor

Pierre de Ronsard (1524–1585), der heutzutage als der bedeutendste französische Schriftsteller der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gilt, verfasste Lyrik nach dem Vorbild antiker Dichter wie Pindar, Horaz oder Anakreon. Er gehörte dem (1549 gegründeten) Dichterkreis der Pléiade an, zu dessen Führer er 1556 avancierte, und trug dort maßgeblich zur Entstehung des von Joachim du Bellay aufgesetzten Manifests »Deffence et illustration de la langue françoise« (1549) bei. 1569 versuchte Ronsard sich an einem Versepos, »La Franciade«, welches sowohl von antiken Epen wie Homers »Odyssee« als auch vom »Lusiaden«-Epos seines portugiesischen Zeitgenossen Luís de Camões inspiriert war. Das Projekt, über das konfessionell zersplitterte und unter endlosen Religionskriegen leidende Frankreich zu dichten, scheiterte jedoch. Die Spezialität Ronsards blieb die Liebeslyrik, die vor allem bezüglich der gefühlsmäßigen Haltung des Autors stark an Petrarca erinnert. Besessenheit und unglückliche Lieben spielen eine große Rolle, etwa in den seit 1552 fortlaufend erweiterten »Amours«.

Der Übersetzer: Georg Holzer (geb. 1974), Studium der Romanistik, Dramaturg am Bayerischen Staatsschauspiel, Träger des André-Gide-Preises 2008 für die Übersetzung der »Amoren für Cassandre«.

Die Herausgeberin: Carolin Fischer (geb. 1962), Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaften an der Université de Pau.

Auszug

XXXIV

Belle, gentille, honnête, humble et douce Marie,
Qui mon coeur en vos yeux prisonnier détenez,
Et qui sans contredit à votre gré menez
De votre blanche main les brides de ma vie,

Quantefois en l’esprit sens-je naître une envie
De couper vos liens par monceaux trançonnés?
Mais mon âme s’en rit que vous emprisonnez,
Et qui mourrait de deuil sans vous être asservie.

Hà! je vous aime tant que je suis fol pour vous!
J’ai perdu ma raison, et ma langue débile,
En parlant à quelqu’un, vous nomme à tous les coups

Vous, comme son sujet, sa parole et son style,
Et qui parlant ne fait qu’interpréter sinon
Mon esprit qui ne pense en rien qu’en votre nom.


XXXVIII

Marie, du Schöne, Liebe, Schlichte, Süße,
Die durch ihr Aug mein Herz gefangen hält
Und die mich lenkt, so wie es ihr gefällt,
Weil ich in ihre Hand die Zügel schließe,

Zwar kommt es vor, dass ich mich drob verdrieße
Und wünsch, ich lebt in meiner eignen Welt,
Doch lacht mein Herz, in deinen Dienst gestellt,
Das ohne Knechtschaft bald sein Leben ließe.

Für dich hab ich mich von Vernunft befreit,
Die Zunge redet ohne Sinn, doch viel,
Und zwar von dir, gibt’s die Gelegenheit,

Du bist ihr Thema und ihr Wort und Stil,
Und was ich hör, mein Geist interpretiert
Es so, dass es zu deinem Namen führt.

Pressestimmen

»… kunstvolle, ästhetisch reizvolle, zuweilen witzige, ironische, immer verspielte, mal zart erotische, mal derbe Lyrik, die auch heute noch berührt und vergnügt … Zwar hat sich unsere Auffassung von der Liebe in manchem verändert, aber Verliebtsein oder Eifersucht fühlen sich immer noch ganz ähnlich an wie vor 500 Jahren — das hebt die moderne Übersetzung, die sich sehr gut liest, hervor.«
(Gertrud Lehnert, Deuschlandradio Kultur)

»Wie gut, dass es diese Übersetzung gibt.«
(Joachim Heinzle, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

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